Egal ob KMU oder Mittelstand, bereits viele Unternehmen haben Scrum „auf dem Zettel“ und möchten diese Methode kennenlernen. Aber was genau ist Scrum eigentlich? Und für wen bietet sich Scrum an? Wo sind die Grenzen und wo macht Scrum Sinn? Diesen Fragen geht dieser Artikel auf den Grund. Ich selbst habe Scrum in kleinen Projekten in meinem eCommerce Unternehmen angewendet und unterstütze heute Unternehmen mit Einsteigerworkshops Scrum kennen zu lernen und zu bewerten. Denn: Scrum ist keine Zauberpille, die jede Herausforderung löst.
Wie sich Scrum zusammensetzt
Scrum setzt sich zusammen aus bestimmten Rollen, also Positionen, aus wichtigen Dokumenten, den sogenannten Artefakten und aus Ereignissen, die mit Meetings verglichen werden können. Um den Umfang dieses Blogbeitrages nicht zu sprengen, befasst sich dieser Artikel zunächst mit den Ereignissen. Denn diese sind, auch ohne den Rest von Scrum, sicherlich eine Bereicherung für viele Unternehmen und wirklich einen Gedanken wert. Durch sie wird die Kommunikation und die Informationsweitergabe stark positiv beeinflusst. Aber von vorne:
Was ist Scrum eigentlich?
Scrum ist eine Art moderne Projektmanagement Methode, die gut mit Veränderungen umgehen kann. Vereinfacht gesprochen, ist Scrum eine agile, also bewegliche und anpassungsfähige Methode, die sich veränderten Rahmenbedingungen und neuen Einflüssen von außen flexibel anpasst. Wenn der Kunde oft die Meinung ändert, gesetzliche Vorgaben den Projektverlauf beeinflussen, Materialpreisschwankungen uns das Leben schwer machen, es viele Möglichkeiten gibt das Problem zu lösen und ich mit dem, was das Projekt von mir abverlangt, noch keine Erfahrung habe: genau dann ist Scrum sicherlich ein Tool, das helfen kann, mit der Dynamik umzugehen.
Mit eben dieser Methode können Teams in kurzen zeitlichen Einheiten lernen, Erfahrung sammeln und der Lösung des großen, komplexen Problems Schritt für Schritt näherkommen. Es geht darum, aus der Situation heraus, in Echtzeit zu lernen und zu planen und nicht im Vorfeld unendlich viel Zeit in Planung, Lasten- und Pflichtenhefte zu stecken und dann kommt eh alles anders…
Bei Scrum wird natürlich auch geplant aber eben nur dann, wenn die Planung notwendig ist und nicht pauschal. Und vor allem: nicht alle Details bereits im Vorfeld. Die Planung im Rahmen von Scrum würde ich als eine Art „Just in Time Planung“ bezeichnen. Was weit weg ist, plant man ganz grob, damit wir es „auf dem Zettel haben“. Je näher die Dinge rücken, desto stärker geht es in die Feinplanung.
Wo kommt Scrum plötzlich her?
Scrum ist gar nicht so super neu wie viele vielleicht denken. Seit den frühen 90ern erscheint Scrum mehr und mehr auf dem Spielfeld. Damals wurde Scrum in der Softwarebranche entwickelt, da die Software Teams mit den altbekannten Methoden, in Ihrer schnelllebigen Software-Welt, einfach nicht mehr zurechtkamen. Sie haben für sich erkannt, dass sich bei der Software Entwicklung ständig wieder etwas verändert, Software in kleinen Happen entwickelt werden muss und dass dieses Vorgehen eine neue Antwort braucht. Eine neue Antwort, um die sich schnell ändernden Projekte besser handeln zu können.
Scrum ist ein Rahmenwerk. Eine Methode mit wenig Regeln.
Die Scrum Profis betiteln Scrum nicht als Methode, sondern als Rahmenwerk. Warum? Weil Scrum so kurz und knackig beschrieben wird und es nur wenige Spielregeln vorgibt, so dass nicht wirklich von einer Methode gesprochen werden kann, sondern lediglich davon, dass Scrum einen Rahmen zum Arbeiten vorgibt. Daher „Rahmenwerk“. Der Scrum Guide, also die Spielregeln für Scrum, stehen kostenlos als Download pdf im Internet bereit und umfasst nur wenige Seiten. Da es nur wenige Regeln gibt, liest Scrum sich super einfach und auch ich dachte mir: „Super, kann ja nicht schwierig sein, gleich mal loslegen.“ Aber: Der Teufel steckt im Detail! Dadurch, dass Scrum auf viele unserer Fragen keine Antwort gibt, muss an vielen Stellen der eigene Weg gefunden werden. Ein Weg, der zum jeweiligen Unternehmen passt. Wir Menschen sind jedoch noch sehr stark darauf konzentriert, dass es eine Vorgabe geben muss oder zumindest eine Regel. Auch ich hörte bei meiner Zertifizierung zum Scrum Master und Scrum Product Owner immer wieder die Aussage des Trainers: „Dazu macht Scrum keine Vorgaben.“ Fies!
Wie läuft Scrum ab?
Scrum läuft in vielen kurzen Schleifen ab, die immer wieder identisch aufgebaut sind. So stellt sich mit jeder Schleife, den sogenannten Sprints, die max. 4 Wochen dauern, immer wieder ein neuer Lerneffekt ein. Wir lernen dadurch schnell, in vielen kurzen Zyklen, hinzu. Das Erlernte wenden wir dann im nächsten Sprint direkt wieder an und werden so schnell besser, effizienter und die Erfolgserlebnisse steigen.
Wie ist ein Sprint aufgebaut?
Scrum hat vier feste Ereignisse, die wir mit Meetings gleichsetzen können. Diese Meetings sind sehr konkret und zeitlich genau vorgegeben. Alle Ereignisse zusammengefasst, nennen wir Sprint. Der Sprint kann zwischen ein bis vier Wochen dauern. Zum Projektstart einmal festgelegt, wird die ausgewählte Wochenzahl nicht mehr geändert. Wenn wir uns zum Beispiel für zwei Wochen Sprints entschieden haben, hat jeder Sprint bis zum Ende des Projektes diese Dauer. Was das bringt? Wir bekommen als Team schnell ein Gefühl dafür, was wir innerhalb von zwei Wochen schaffen. Die Planung wird so nach wenigen Sprints sehr genau. Wir durchlaufen eine schnelle Lernkurve, was das Thema Quantität der Aufgaben angeht.