Warum Datenschutz nicht automatisch durch ISO 27001 oder NIS2 abgedeckt wird
In der heutigen Zeit herrscht oft der Irrglaube, dass mit der Implementierung der ISO 27001 auch der Datenschutz umfassend abgedeckt sei. Durch die Anforderungen und entsprechenden Veröffentlichungen zu NIS2 wird dies gerade in der Beratungslandschaft nochmal verstärkt. Es wird damit „geworben“, dass das „lästige Thema Datenschutz“ durch die Umsetzung von NIS2 gleich mit erledigt ist. Doch dieser Eindruck trügt. Datenschutz und Informationssicherheit sind eng miteinander verwoben, dennoch handelt es sich um zwei unterschiedliche Disziplinen, die keinesfalls deckungsgleich sind.
Informationssicherheit im Fokus
ISO 27001 und NIS2 befassen sich primär mit der Informationssicherheit. Der zentrale Aspekt beider Standards liegt auf der Sicherung der Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit von Daten. Diese Normen setzen auf umfassende Kontrollmechanismen, um Unternehmen gegen Bedrohungen wie unbefugten Zugriff, Datenverlust oder Cyberangriffe zu wappnen. Ziel ist es, die Datensicherheit zu gewährleisten – ein essenzieller Baustein der Unternehmenssicherheit, jedoch nicht automatisch gleichbedeutend mit Datenschutz.
Datenschutz: Der Schutz individueller Rechte
Im Gegensatz dazu befasst sich der Datenschutz mit dem Schutz personenbezogener Daten und den Rechten der betroffenen Personen. Hier stehen Grundsätze wie Zweckbindung, Datenminimierung und Transparenz im Vordergrund. Während die Informationssicherheit Maßnahmen zur Datensicherung in den Mittelpunkt stellt, hat der Datenschutz das Ziel, sicherzustellen, dass persönliche Daten nur im notwendigen Umfang und auf einer rechtmäßigen Grundlage verarbeitet werden. Tatsächlich können Maßnahmen der Datensicherheit sogar den Datenschutz gefährden, beispielsweise wenn personenbezogene Protokolldaten unnötig erfasst oder unsachgemäß gespeichert werden.
Die Überschneidung von Datenschutz und Datensicherheit
Es ist wichtig zu verstehen, dass Datenschutz einige der Maßnahmen, die ISO 27001 und NIS2 vorschreiben, bereits integriert. Doch während die ISO 27001 und NIS2 sich auf Datensicherheit konzentrieren, bleibt der eigentliche Schutz der Persönlichkeitsrechte oft außen vor. Aspekte wie die Minimierung der Datenerhebung oder die Transparenz der Verarbeitung werden von diesen Standards nicht vollständig abgedeckt.
Fazit: Datenschutz steht nicht nur im Alphabet knapp vor Datensicherheit ;-)
Unternehmen sollten sich nicht darauf verlassen, dass sie durch die Umsetzung von ISO 27001 oder NIS2 automatisch den Datenschutz im Griff haben. Datenschutz ist ein eigenständiger, umfassender Prozess, der nicht nur Maßnahmen zur Datensicherheit umfasst, sondern darüber hinaus spezifische Anforderungen stellt, die weit über das hinausgehen, was Informationssicherheitsstandards abdecken. Die Aufgabe der Unternehmensführung besteht darin, beide Bereiche miteinander zu verknüpfen und zu verstehen, dass Datenschutz und Datensicherheit gemeinsam, aber mit unterschiedlichen Schwerpunkten, umgesetzt werden müssen. Datenschutz und Datensicherheit sollten gemeinsam als Team handeln und die jeweiligen gegenseitigen Anforderungen verstehen. Nur so kann sichergestellt werden, dass sowohl die Sicherheit als auch die Privatsphäre der Daten auf höchstem Niveau geschützt sind.