Sei wie Tim - oder warum Emma wegen des Trackings auf Tims Seite keine Wohnung findet.

Tim betreibt einen Internetshop mit Produkten für Katzen und Hunde. Warum Emma deshalb keine Wohnung findet erklären wir in diesem Beitrag.

 

Tim und Emma 4

Das ist Tim.

Tim hat einen neuen Internetshop mit tollen Dingen für Katzen und Hunde aufgemacht. Dort kann man bequem Futter zusammenstellen, Spielzeuge und Leinen kaufen.

Tim möchte natürlich wissen, wie viele Besucher seinen Shop aufrufen, wo diese herkommen und was für Produkte sich die Nutzer im Shop anschauen.
Daher hat er sich das kostenlose Tool eines großen (US)Konzerns in seinen Internetshop eingebaut. Das ging ganz einfach mit nur drei Klicks. Jetzt bekommt er die Daten darüber schön bunt dargestellt.

So weiß Tim nun, welche Seiten ihn verlinken und welche Werbeausgaben tatsächlich für Umsatz im Shop sorgen. Außerdem weiß er welche Produkte zwar häufig gesucht aber kaum gekauft werden, wohl weil der Versand zu teuer ist für diese großen Produkte.

Über den Datenschutz hat Tim natürlich nachgedacht – zumindest kurz – und sich über einen der vielen Datenschutzgeneratoren einen Text zusammengeklickt, den er auf seiner Seite veröffentlicht hat, denn er möchte nicht abgemahnt werden.

Tim ist sehr zufrieden.

 

Das ist Emma.

Emma würde sich sehr gerne einen kleinen Hund zulegen. Daher schaut sie öfter mal auf verschiedenen Seiten was dabei zu beachten ist, was das alles so kostet und informiert sich einfach mal. Dabei kommt sie auch auf die Internetseite von Tim, der in seinem Internetshop auch einen Bereich mit Fragen und Antworten rund um Hund und Katze pflegt.

Emma informiert sich und überlegt dann, da sie demnächst einen neuen Job in einer anderen Stadt annimmt, erstmal auf ein Haustier zu verzichten und sich später, wenn sie sich in der neuen Stadt eingelebt hat, vielleicht nochmal über einen Hund zu informieren.

Jetzt muss sie erstmal weiter nach einer Wohnung in der neuen Stadt suchen. Denn anders als ihre Freundin Tina bekommt Emma komischerweise keine Werbeanzeigen für tolle Wohnungen angezeigt. Obwohl sie keinen Werbeblocker einsetzt und die gleichen Suchanfragen wie ihre Freundin stellt.

Emma ist verwundert – und enttäuscht, dass sie keine Wohnung findet.

 

Das ist Herr Müller.

Er vermietet Wohnungen. Dazu nutzt er die Werbeanzeigen einer großen (US)Suchmaschine/(US)SocialNetwork. Hier kann Herr Müller ganz einfach selbst Anzeigen schalten. Er kann sogar auswählen wer diese Anzeigen sehen oder auch nicht sehen soll. So können bspw. bestimmte Altersgruppen, junge Familien oder schwache Haushaltseinkommen ausgewählt werden, welche seine Wohnungsanzeigen erst gar nicht sehen sollen.

Ebenso kann Herr Müller hier weitere Interessen zusammenfassen und Zielgruppen definieren. So hat er, nachdem er mehrmals schlechte Erfahrungen mit Haustierbesitzern gemacht hat, beschlossen, diejenigen von der Anzeigenschaltung auszuschließen, die sich für Hunde und Katzen interessieren.

Nachdem Herr Müller gemerkt hat wie einfach und - aus seiner Sicht sinnvoll - er hier seine Wohnungsanzeigen ausspielen und zudem schon eine Vorauswahl der Mietinteressenten treffen kann, nutzt er fast nur noch diese Plattform und bezahlt der US-Suchmaschine monatlich eine gute Summe. Da Herr Müller in einem Verband und in vielen Vereinen ist, hat sich sein Vorgehen herumgesprochen und wird von vielen Vermietern in seiner Stadt so genutzt.

Das betrifft auch Emma, die zwar kein Haustier besitzt, sich aber sehr dafür interessiert. Daher sieht Emma, anders als ihre Freundin Tina, häufig erst gar keine Anzeigen mehr für interessante Wohnungen.

Kurz hat sich Herr Müller mal gefragt, woher die Suchmaschine alle diese Informationen wohl hat.



Und woher und wie bekommt der (US)Anbieter die vielen Informationen?

Zum einen natürlich von Tim (seiner Internetseite) und auch von jedem, der die vermeintlichen kostenlosen Dienste nutzt.
Bezahlt wird nämlich mit Daten. Was ja auch ok ist, wenn man den Preis vorher kennt.

 

Das ist die XYZ Inc. ein Unternehmen in Florida, USA.

Diese bieten Internetseitenbetreibern wie Tim kostenlos ein Tool (Scripte/PlugIns/Funktionen), mit denen man ganz einfach die Besucher der eigenen Internetseite analysieren kann an. Dafür, dass Tim das Tool kostenlos nutzen darf, erhält das Unternehmen die Daten, wofür sich Tims Kunden interessieren, für eigene Zwecke.

Über einen Cookie, noch häufiger aber über einen sogenannten „digitalen Fingerabdruck“ ist Emma - und eigentlich jeder Nutzer - eindeutig identifizierbar.

Aus Emma wird vielleicht „a5d2837498234skjfhsdfjsgf9s87dsdsdf“.

Dem Usereintrag „a5d2837498234skjfhsdfjsgf9s87dsdsdf“ wird nun zugespeichert, welche Internetseiten von diesem so aufgerufen werden, welche Artikel in den Zeitungen gelesen, welche Suchbegriffe genutzt werden und wie lange auf den jeweiligen Seiten und Artikeln geblieben wird. Dank dem digitalen Fingerabdruck ist es sogar egal ob Cookies geblockt werden oder ob ein „PrivatModus“ im Browser genutzt wird.

Wer mehr über digitale Fingerabdrücke wissen möchte kann sich seinen eigenen digitalen Fingerabdruck bspw. hier (https://amiunique.org/fp) anschauen.

Das könnte man auch für Gesundheitsdaten, politische Meinungen und überhaupt für alles, was ein Menschen so im Internet macht, nutzen…oder mit dem Smartphone, dem Connected Car, dem Smart TV und dem digitalen Assistenten.

Warum überhaupt könnte? Was schon gemacht wird und wurde kann man bspw. hier, hier und hier (!) nachlesen.

Natürlich machen alle diese Dinge Spaß und sind eine echte Hilfe. Wenn ich Golfzubehör suche ist es prima, wenn die Suchmaschine weiß, ob ich Golf spiele oder fahre. Wichtig hierbei ist, dass diese Vor-Selektion transparent geschieht und abwählbar ist. Google zeigt dies bspw. hier (Profil) und hier (Geräte) an. 

Entscheidend ist aber vor allem, dass ich gefragt werde bevor jemand (eine Internetseite) meine Daten an ein anderes Unternehmen weitergibt – zum Beispiel, wenn ich mich über Hundefutter informieren möchte. Dabei sollte es sich dann um eine echte Frage mit Ja/Nein-Möglichkeit handeln. Ein reiner Hinweis auf einen Cookie und nur die Option "akzeptieren" ist keine freiwillige und informierte Einwilligung. Wissen Sie, was Sie bei folgendem Original aus der Internetseite eines DAX-Konzerns kopierten Banner akzeptieren sollen? 

Das ist eine Frage des Respekts - aber auch gesetzlich geregelt. So steht in Artikel 8 der EU Charta der Menschenrechte:

"Jede Person hat das Recht auf Schutz der sie betreffenden personenbezogenen Daten."

und dies wird in Artikel 5, 6 und Artikel 7 der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) noch einmal konkreter.

Entsprechend muss dies auf Internetseiten nicht durch Cookie-Hinweise umgesetzt werden, sondern durch echte Einwilligungen (Consent-Tools) die dem Besucher eine Wahl lassen und ausreichend informieren. Zumindest wenn es sich um echte Einwilligungen handelt.

Das weiß nun auch Tim.

Denn nachdem er etwas zum Thema Datenschutz und respektvollen Umgang mit Kundendaten gehört hat, hatte er eine Einwilligung mit einer echten Abfrage zur Erlaubnis der Datenweitergabe in seinen Shop eingebaut. Da über 80% seiner Kunden nicht eingewilligt haben, hat sich Tim für eine datenschutzkonforme und datensparsamere Variante entschieden, die ihm die gleichen Informationen liefert, für die er aber keine Einwilligung und vor allem keinen (US)Anbieter benötigt.

Wie das geht finden Sie bspw. in unseren älteren Beiträgen beispielsweise hier und hier und gerne beraten wir Sie dazu auch persönlich. Melden Sie sich gerne.

Also, sei wie Tim. Denke um und behandel Deine Kunden(daten) mit Respekt.

Wie sowas aussehen kann, wenn einfach ungefragt Daten weitergegeben werden, sieht man an den beiden nachfolgenden Beispielen. Jeder Punkt ist hier ein weiterer Dienst, zu dem eine Verbindung aufgebaut wurde.

Hier ein paar Tipps zum Umgang mit Cookies und Diensten - es geht nicht nur um Cookies ;-)

 

Für Tim
Im Vorfeld überlegen was Tim von seinen Kunden wissen möchte. Welche Auswertungen sind erforderlich und wie lassen sich die Daten dazu anonym erheben. Über obige Links haben wir ja Beispiele aufgezeigt. Weniger Scripte bedeutet meist mehr Datenschutz und übrigens auch bessere Ladezeiten.

Bei einer Remarketingkampagne sollte Tim seinen Kunden erklären was diese davon haben, wenn Sie in das Remarketing und die Datenweitergabe einwilligen. Es geht ja um Kunden und nicht um Daten.

Für Emma
Emma sollte sich die Banner genau durchlesen und im Zweifel auf ablehnen klicken.
Man kann auch Browser wie brave nutzen und Suchmaschinen wie ecosia, die datenschutzfreundlicher voreingestellt sind - und sogar Bäume pflanzen.
 

Zudem kann Emma von jeder Stelle die ihre Daten verarbeitet Auskunft verlangen, wie und warum die Daten verarbeitet werden und ggfls. sogar die Löschung der Daten verlangen.
 

Wer prüfen möchte, welche Seiten Daten wohin geben oder welche Cookies wie lange gesetzt werden, kann dies nachfolgend sehr einfach testen:


Geschäftsführer Thomas Werning der Firma werning.com

Thomas Werning

zertifizierter externer Datenschutzbeauftragter und Datenschutzauditor

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