Das Onlinemarketing geht kaputt. Schuld ist nicht der Datenschutz sondern unfähige Onlineagenturen.
Ein Rant…
🤬Weil ich mich mittlerweile mehrmals die Woche aufregen muss und unsinnige Diskussionen führe, leider.
Als Datenschutzbeauftragter schaue ich mir natürlich auch den Internetauftritt unserer Kunden an und übernehme häufig die Kommunikation mit den Onlineagenturen wenn es um Anpassungen geht. Insbesondere derzeit die Problematiken der US Datenweitergaben bei Einbindung von Scripten wie Videos, Pixeln, Schriften oder Trackingtools sorgt für Verunsicherung und Gesprächsbedarf.
Da ich selber Strategien für faires Internetmarketing anbiete, aus der Programmierung komme und lange Jahr Google Partner und Trainer für Google Ads war (und jetzt nicht mehr bin), kenne ich die Herausforderungen und kann diese sehr gut nachvollziehen.
Vielen Kunden und auch Onlineagenturen ist die Problematik und das tatsächliche „Risiko“ durch Profiling scheinbar nicht klar – oder es ist Ihnen egal?! 🤨
Es werden einfach Pixel gesetzt von sozialen Netzwerken bei denen Seitenbesucher bewusst nicht angemeldet sind. Es wird "verraten", dass der Kunde sich für einen Kredit, einen neuen Job oder häusliche Gewalt interssiert.
Oder vielleicht nur für Hunde. Aber das hat reale Konsequenzen: Hier mal ein Beispiel: https://www.werning.com/artikel/sei-wie-tim-oder-warum-emma-wegen-des-trackings-auf-tims-seite-keine-wohnung-findet/
ABER tatsächlich erschreckend und frustrierend sind dann die „fachlichen“ Diskussionen mit den Onlineagenturen.
Hier kann dann „auf keinen Fall“ auf Google Analytics verzichtet werden, weil, ja weil? 🤷♀️ Die Antwort bleibt aus, da tatsächlich eigentlich niemand in die Daten schaut.
Dabei macht es natürlich Sinn, dass Seitenbetreiber die Funktionen Ihrer Seiten tracken, die Internetmarketingmaßnahmen auswerten und Ziele definieren und verfolgen.
All das ist ohne Datenweitergabe an Drittunternehmen, die dann mit den Daten Profiling betreiben möglich. Dazu müssten die Onlineagenturen Strategien entwickeln, sich mit den Zielen des Kunden auseinandersetzen und sich um einen fairen Umgang mit den Daten der Seitenbesucher bemühen. Hier mal weitere Infos in einem aufgezeichneten Vortrag.
Dazu müssten die Onlineagenturen Strategien entwickeln, sich mit den Zielen des Kunden auseinandersetzen und sich um einen fairen Umgang mit den Daten der Seitenbesucher bemühen.
UND dazu müssten die Onlineagenturen programmieren können bzw. zumindest ein Grundverständnis für Datenverarbeitung und Zusammenhänge auf Internetseiten haben.
Das schein vielfach zu fehlen (es gibt bestimmt gute Ausnahmen und gute Onlineagenturen – ich kenne auch welche, ja).
Die Gespräche zeigen, dass viele Onlineagenturen sich gar nicht mehr mit dem Thema auseinandersetzen. Hier werden einfach PlugIns und Funktionen 💥 aktiviert, weil diese da sind, bunte Dashboards 📊 liefern und toll aussehen 🤓. Außerdem geht es so einfach.
Was diese Plugins tatsächlich machen, was im Hintergrund geschieht, all das ist in Agenturen nicht klar 🥴. Stattdessen werden konkrete Empfehlungen bspw. für die Datenschutzerklärung gegeben, es werden Fakten dargestellt und am Ende wird sich darauf berufen, dass man ja keine Rechtsberatung machen dürfe und daher auch nicht haftet, wenn der Datenschutz so komische Anforderungen stellt 😱.
Hier macht nicht der Datenschutz das Online-Marketing kaputt, sondern inkompetente Onlineagenturen, die sich mit ihrem Thema nicht auseinandersetzen und nur das schnelle Geld verdienen wollen.
Es wird Zeit, dass die Branche eigen Standards setzt, Lösungen bietet und diejenigen für Schlechtleistung zur Verantwortung gezogen werden.
Eine Internetseite muss heutzutage datenschutzkonform umsetzbar sein. Das ist kein Voodoo.
Hier mal ein paar echte (!!) Beispiele aus den letzten Tagen:
Bei einer „individuell programmierten“ Internetseite ist es angeblich nicht möglich die Google Fonts lokal einzubinden. Bei kurzer Betrachtung handelt es sich um eine Internetseite, die auf Wordpress aufgebaut ist. Google Fonts lassen sich bequem lokal installieren und es müssen dann nur die css Dateien angepasst werden. Bei Wordpress geht das sogar per PlugIn.
Statt Google Analytics mit Einwilligung umzusetzen, empfehlen wir Matomo zu installieren. Antwort der Agentur: „Das wird teuer denn um Matomo zu installieren müssten wir acht (!) Arbeitstage berechnen.“ Aus eigener Erfahrung: Man kann Matomo locker in einer Stunde installieren (wenn man viele Zugangsdaten zusammensuchen muss), vielleicht berechnet man einen halben Tag. Aber acht Tage ist nicht nur unverschämt, aus meiner Sicht geht das schon in Richtung Betrug. Oder ist totale Inkompetenz.
Fast schon Standard:
Es werden Consenttools (Cookiebanner) eingebaut die sich angeblich selbst automatisch konfigurieren, die Datenschutzerklärung aktuell halten und „total datenschutzkonform und rechtssicher sind“.
Natürlich übernimmt dafür auch niemand die Haftung.
Bei der ersten Prüfung stellt man dann fest: Die Einwilligungstexte sind falsch, die Datenschutzerklärung unvollständig und falsch und natürlich werden trotzdem ganz viele Cookies gesetzt und externe Scripte geladen.
Sehr gut prüfbar bspw. hier: https://webbkoll.dataskydd.net/de/
Dann beginnen die Diskussionen wer denn jetzt Texte liefern soll und wieso man das nicht so lassen kann. Und natürlich auch, wie teuer die Änderungen sind.
Hier empfehle ich mittlerweile gründlich zu prüfen was vereinbart wurde und ob hier nicht klar ein Sachmangel an dem Werk „Internetseite“ besteht, der kostenfrei behoben werden muss – wenn die Onlineagentur denn jemand hat, der sich mit Internetseiten auskennt.
Es könnte so einfach sein datenschutzkonforme, faire und gute Internetseiten mit dem dazugehörigem Internetmarketing umzusetzen.
Ja, dann bleibt noch Raum für Diskussionen und Themen wie vernünftiges Remarketing für das es tatsächlich die Einwilligung braucht und die man dann auch im Sinne der Kunden und Unternehmen einholen muss und kann.
Aber bitte 🙏, lasst doch erstmal die Basics sauber umsetzen 💪.
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